Fütterung von Papageien

Empfehlungen zur Fütterung von Papageien und Sittichen

Verglichen mit dem Kenntnisstand bei Hund und Katze ist noch relativ wenig bekannt über die Ernährung der verschiedenen Papageien- und Sitticharten in freier Wildbahn sowie über die ernährungsphysiologischen Ansprüche der verschiedenen Spezies. Die Tierernährungsforschung widmet sich in zunehmendem Maß diesen Fragestellungen, und so wird auf längere Sicht den ernährungsbedingten Mangel- und Krankheitszuständen hoffentlich Abhilfe geschaffen werden. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen jedoch Empirie und Analogieschlüsse bei der tiergerechten Ernährung von Papageien und Sittichen mithelfen.

Die Vielfalt der Papageien- und Sitticharten (vom der kalten patagonischen Pampa bis zum tropischen Urwald) erlaubt es nicht, allgemeingültige Regeln für die Fütterung der verschiedenen Spezies aufzustellen. Zur Zeit gibt es nur zwei grundlegende und richtige Fütterungsstrategien für Papageien- und Sitticharten, aber viele falsche. Richtig ist:


1. Vollwertigkeit durch Reichhaltigkeit
  • Durch ein möglichst alle potentiellen Anforderungen der Tiere (Nährstoff-, Vitamin-, Spurenelement-, Rohfasergehalte, Verdaulichkeit, Nahrungsaufnahmeverhalten, Beschäftigungs- und Wohlbefindensaspekte) umfassendes Nahrungsangebot soll eine adäquate Versorgung insofern gewährleistet werden, als die Vögel selbst aus dem Angebot selektieren (können), was sie benötigen.
  • Vorteil: Der Natur nachempfundene Ernährung, das Tierverhalten wird berücksichtigt, das Versorgungsbedürfnis des Menschen gegenüber seinem Tier wird befriedigt
  • Nachteil: Die Vögel selektieren nicht (nur) nach ernährungsphysiologischen Gesichtspunkten, sondern auch nach individuellem Geschmack - eine einseitige Ernährung wird nicht sicher ausgeschlossen


2. Vollwertigkeit durch exakte Bedarfsdeckung

  • Durch ein auf ernährungsphysiologischen Erkenntnissen basierendes pelletiertes Alleinfuttermittel wird eine umfassende Bedarfsdeckung bei ausschließlicher Fütterung des Alleinfuttermittels gewährleistet
  • Vorteil: Mangelzustände können - die ernährungsphysiologische Eignung für die betreffende Vogelart vorausgesetzt - nicht mehr auftreten.
  • Nachteil: oft bereitet die Umstellung Schwierigkeiten, eine Beifütterung von Obst, Gemüse o. ä. kann bereits die Ausgewogenheit der Ernährung durcheinander bringen, das Tierverhalten wird nicht besonders berücksichtigt, der Tierbesitzer hat u. U. den Wunsch, Leckerbissen o. ä. zu füttern. Bei den meisten Herstellern bestehen die Pellets aus feingemahlenen, durch Feuchtigkeit leicht aufzuschließenden Zutaten. Desweiteren werden bei Extrudaten anders als bei echten Pellets die Vitamine oft aufgesprüht, was zu einem teilweisen Verlust der Zusatzstoffe bei der Nahrungsaufnahme führt.


3. Falsch -und wesentlich verbreiteter- ist jedoch die Unausgewogenheit

  • d. h. in der Regel weitgehende oder ausschließliche Fütterung handelsüblicher Körnersaatmischungen mit einem hohen Anteil an Sonnenblumenkernen und Erdnüssen. Denn:
  • reine Körnermischungen enthalten zuviel Fett und zuwenig Kalzium,
  • der Gehalt an den wichtigen schwefelhaltigen Aminosäuren ist zu niedrig,
  • Erdnüsse sind häufig von Schimmelpilzen befallen, beim Aufbrechen und Verzehren wird eine große Zahl an Pilzsporen frei

Die Folgen können sein:

  • Adipositas (insbesondere Wellensittiche, Amazonen, Rosakakadus)
  • Stoffwechselerkrankungen (Vitamin-, Mineralstoff- und
    Spurenelementmangelzustände, z. B. Hypokalzämien)
  • Befiederungsstörungen
  • prädisponierend durch Vitamin-A-Mangel)

Alle körnerfressenden Ziervögel benötigen, sofern sie mit Körnersaatmischungen gefüttert werden, Ergänzungen durch:

  • pflanzliches Frischfutter
  • Obst
  • Gemüse
  • Wildkräuter oder -gräser
  • Vitamin- und Spurenelementgaben, (z.B. Korvimin ZVT)

Eine Aufwertung der Fütterung hin zu einer vollwertigen Ernährung sollte daher folgendes berücksichtigen:


1. Futterkomponenten:

  • Körnersaaten
  • Übliches Körnerfutter, jedoch ohne Erdnüsse und mit reduziertem Sonnenblumenkernanteil. Ergänzung stattdessen mit Cardisaat, Buchweizen, Leinsamen, Glanz- und Negersaat - je nach Größe des Vogels. Auch getrocknete Vogelbeeren und Hagebutten können dem Trockenfutter untergemischt werden.
  • Selbstgemischte Körnersaatenmischung: Verschiedene Futtermittelhandlungen bieten Einzelsaaten an, die zu einer eigenen Mischung zusammengestellt werden können

Keim- und Quellfutter:
die Verdaulichkeit und der Gehalt an Proteinen und Aminosäuren steigt, allerdings die Gefahr einer Verpilzung auch. Da dieses Risiko in keiner relation zu dem erreichten Nährstoffgewinn steht, wird von uns von der Verfütterung von Keimfutter abgeraten.


Tierisches Eiweiß:
Hartgekochte Eier, Quark, Frischkäse, Joghurt (mit lebenden Kulturen)


Grünfutter:
frisches Gemüse: Paprika, Mais, Gurken, Blumenkohl, Brokkoli, Blattspinat, Petersilie, Wildkräuter und -gräser, z. b. Vogelmiere, Löwenzahn, frische Obstbaumzweige


Obst:
sämtliches Obst: Äpfel, Bananen, Apfelsinen, Kiwis, Melone, Kirschen, Trauben, Beeren jeglicher Art
(besonders Vogelbeeren) usw.


Mineralstoffe:
Muschelkalk, Kalkstein, Sepiaschale


Tränke:
Natriumarmes Mineralwasser ohne Kohlensäure Obstsäfte ohne Zuckerzusatz. Das Wasser muss jeden Tag frisch angeboten werden.


Grit:
Grit wird nach herkömmlicher Lesart benötigt, um den Körneranteil der Nahrung im Muskelmagen zu zerreiben und so nutzbar zu machen. Ein chronischer Grittmangel führt früher oder später zu Verdauungs- und Resorptionsstörungen. Im amerikanischen Sprachraum wird die Notwendigkeit der Gritgabe jedoch in Frage gestellt. Im Handel erhältlich (im Extranapf anbieten)


2. Futtermenge:
Bezogen auf das Grundfutter (Körnermischung)ein- bis zweimal täglich eine feste Menge: 10-20% des Körpergewichts, das sind für einen Kanarienvogel oder Wellensittich maximal ein gestrichener Teelöffel pro Tag!


3. Gewöhnungs- oder Umstellungsproblematik:
Unbekannte Futtermittel werden häufig kritisch beäugt und nicht sofort angenommen. Hier helfen nur Geduld und häufig wiederholtes Anbieten, eventuell das Vermischen mit dem bereits bekannten und akzeptierten Futter. Für die Umstellung auf Pellets gibt es ein spezielles Umstellungsfutter. Bei manchen Vögeln ist eine radikale Nulldiät des gewohnten mit ausschließlichem Anbieten des neuen Futters notwendig und auch erfolgreich.


4. Zusatzfuttermittel:
Die immense Zahl angebotener Zusatzfuttermittel (Knabberstangen, Energie-, Gesundheitsmischungen, Leckerbissen wie Vogelcräcker, Vogelbrot, aber auch Mauserhilfen) ist durchweg kritisch zu beurteilen - bestenfalls lässt sich sagen, dass die Produkte keinen Nutzen haben, schlechtesten Falls dass sie gesundheitsschädlich sind da hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe unausgewogen. Besonders kritisch zu betrachten sind Produkte, deren Zusammensetzung nur anekdotisch oder gar nicht genannt wird, insbesondere Produkte, die einen Zucker- oder Honiganteil ausweisen.


5. Absolut ungeeignet sind:
Alkohol, Tabak, salzhaltige und gewürzte Speisen, Koffein und alles was sehr zucker- oder fettreich (z. B. Schokolade, Pralinen etc.) ist Roher Weißkohl kann zu starken Blähungen führen. Avocados sind giftig, Schokolade enthält Theobromin, das beim Vogel zum Herzversagen führt wenn zuviel in den Körper gelangt.