Virusinfektionen

PDD und Bornavirus bei Papageien

Die neuropathische Drüsenmagendilatation der Psittaziden  (PDD) ist eine in vielen Papageienbeständen vorkommende Erkrankung. Da diese Erkrankung in den meisten Fällen tödlich endet ist sie vor allem für Züchter, aber auch private Papageienhalter von großer Bedeutung. Zum ersten Mal beschrieben wurde die Erkrankung als „Macaw wasting disease“ bereits in den 1970 er Jahren.
Klinische Anzeichen dieser Erkrankung zeigen sich in einer Dysfunktion des Verdauungstraktes. Betroffene Tiere scheiden häufig unverdaute Körner mit den Faeces aus. Auch Erbrechen und eine verzögerte Entleerung des Kropfes können beobachtet werden.
Es kommt zu einer nichteitrigen Entzündung der Nerven des Verdauungstraktes von der Speiseröhre bis zum Muskelmagen. Eine Verdünnung der Muskelschicht führt zum Funktionsverlust und damit zu einer Maldigestion. Aufgenommenes Futter kann nicht verstoffwechselt werden. Betroffene Vögel magern bei erhaltener Futteraufnahme ab.
Weiter sind auch neurologische Symptome wie motorische Ausfälle, Krämpfe oder plötzliche Verhaltensänderungen möglich. Die neurologischen Symptome können gemeinsam mit Problemen des Verdauungstraktes aber auch einzeln auftreten.
Die auslösende Ursache von PDD blieb trotz intensiver Forschung lange unbekannt. Da man im Gewebe von erkrankten Tieren virusähnliche Partikel nachgewiesen hat, galt eine virale Ursache schon lange als wahrscheinlich. Da man in erkrankten Vögeln Antikörper gegen verschiedene Viren nachweisen konnte, war eine genaue Eingrenzung zunächst nicht möglich.
Im Jahr 2008 wurde zum ersten mal ein aviäres Bornavirus in an PDD erkrankten Papageien nachgewiesen. Bornaviren sind als neurotrope Viren schon lange bei Säugetieren bekannt. Erkrankung, die mit neurologischen Symptomen einhergehen sind vor allem bei Pferden und Schafen beschrieben. Bornaviren werden ferner aber auch mit psychiatrischen Erkrankungen bei Menschen in Zusammenhang gebracht. Das bei Vögeln entdeckte Bornavirus ist genetisch nicht identisch mit dem der Säugetiere, kann aber aufgrund verschiedener Merkmale in die selbe Gruppe eingeordnet werden. Ein Ausbruch wird möglicherweise durch andere Erkrankungen sowie Stress begünstigt.
Eine Infektion mit Bornaviren stellt somit ein wichtige Differentialdiagnose bei Erkrankungen des Verdauungstraktes und dem Auftreten von neurologischen Symptomen dar. Der Nachweis erfolgt durch einen Nachweis des Virusgenoms in Schleimhautzellen von Kropf und Kloake (Tupferproben), sowie in Form eines Antikörpernachweis im Blut.
Eine ursächliche Therapie und damit eine Ausheilung der Erkrankung ist nicht möglich.
Durch die Gabe von Entzündungshemmern und eine allgemein unterstützende Therapie kann jedoch der Verlauf der Erkrankung abgemildert und verzögert werden.
Wir raten daher bei Neuanschaffungen von Papageien neben den Untersuchung auf  andere viraler Grunderkrankungen auch zu einem Test auf aviäres Bornavirus. Die Untersuchungszeit beträgt nach Probennahme 7-14 Tage.